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Torf im Garten

Ausstellung "Kompost statt Torf" ein voller Erfolg

Bund Naturschutz Bayern - Kreisgruppe Weilheim-Schongau zusammen mit dem Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil auf der ORLA (Oberland-Ausstellung) 2005 in Weilheim.

"Was krabbelt denn da?" Die kleinen Bodenlebewesen, die unter dem Mikroskop plötzlich riesig groß wurden, waren ein besonderer Blickfang für Groß und Klein. Hundertfüßer und Asseln lieferten sich auf dem Monitor ein Rennen, angefeuert von den Besuchern auf dem Messestand.

 

Jugend forscht - Die Faszination von Torfmoos, Sonnentau und Hundertfüßer unter dem Mikroskop des Naturschutz- und Jugendzentrums Wartaweil

 

Die kleinen Tierchen waren eben noch in dem großen Holzkasten mit Kompost, den der Experte des Bund Naturschutz Eckhard Schultz mitgebracht hatte, um das Motto der Ausstellung "Kompost statt Torf" zu veranschaulichen. Und die Besucher haben sich gerne praktische Tipps für ihre eigene Kompostanlage geholt - direkt von Gartenbauingenieur Eckhart Schulz oder aus der vom Bund Naturschutz aufgelegten "Kompostfibel".

 

 

Was die Besucher in großes Erstaunen gesetzt hat, war die Feststellung, dass in den meisten handelsüblichen "Gartenerden", "Blumenerden" etc. überwiegend bis ausschließlich Torf enthalten ist. Torf, der in Weilheim nach wie vor für Gartenbauzwecke abgebaut wird - wohl das letzte Gebiet in Bayern, wo das noch zugelassen ist. Dabei wird Torf als Bodenverbesserungsmittel häufig überschätzt. Er enthält wenig Nährstoffe und seine stark Wasser anziehende Kraft wirkt ungünstig auf das Wachstum von Pflanzen und Bodentieren. Kompost eignet sich zur Humus- und Nährstoffversorgung des Bodens wesentlich besser und beeinflusst den Wasserhaushalt günstiger.

Moore sind ein Stück bayerischer Heimat, v.a. für bedrohte Tier- und Pflanzenarten, die in einer Ausstellung mit eindrucksvollen Bildern präsentiert wurden.

Beispielsweise ist das Weilheimer Moos nicht nur eine wildromantische Erlebnislandschaft, es gehört mit seinen Schmetterlingen und Heuschrecken zu den landesweit bedeutsamen Niedermooren. Im Landkreis Weilheim-Schongau sind insgesamt 184 Moor-Standorte erfasst, das gehört zu den Spitzenwerten in Bayern und ist doch nur ein trauriger Rest: Moore wurden lange Zeit als Ödland angesehen und sie werden immer noch entwässert oder über Torfabbau ausgebeutet. So ist kaum mehr ein Moor im natürlichen Zustand erhalten. Die Gesamtfläche der Moore in Bayern ist von ursprünglich 200.000 ha auf etwa die Hälfte geschrumpft (Aus: LfU, 2004: Moorentwicklungskonzept Bayern. Foliensatz des Ref. 5/1 Moore).

 

Sonnentau - die fleischfressende Pflanze - und Torfmoos, sie brauchen naturbelassene Moore.

 

Der Torfabbau hat eine lange Tradition. Während das Frästorfverfahren (Abschürfen größerer Flächen) eintönige Flächen hinterlässt, werden durch Abbau mit dem Bagger Feuchtflächen geschaffen, über die sich Wasservögel freuen. So oder so beeinträchtigen jedoch der Lärm und der Eingriff in den Wasserhaushalt die Moorkomplexe nachhaltig. In Weilheim ist kein Ende des Abbaus in Sicht, erst kürzlich hat der Stadtrat dem Verlängerungsantrag einiger Betriebe zugestimmt.

 

 

Moore erfüllen auch weitere wichtige Funktionen: Als CO2-Senken tragen sie zum Klimaschutz bei. Moorflächen sind außerdem eine natürliche Wasserrückhaltung und damit wichtig für den Hochwasserschutz. Ein genaues Bild von dieser eindrucksvollen Leistung des Torfmooses (Sphagnum) konnten sich die Messebesucher machen: Unter dem Mikroskop sind an den Stämmchen des Torfmooses kleine, flaschenförmige Zellen erkennbar, die als Wasserspeicher dienen. So vermag die Pflanze das 20- bis 25fache seines Trockengewichts an Wasser zu speichern.

Silke Franke, Bund Naturschutz Weilheim